1920-1930
Das Bild Dossenheims war auch noch in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt durch Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau so wie den Steinbrüchen.
Beide Erwerbszweige benötigten Pferde für die Arbeit. Nach und nach wuchs das Interesse, die Vierbeiner zusätzlich für private reiterliche Zwecke zu nutzen. So bildeten sich Mitte der zwanziger Jahre ländliche Reit- und Fahrvereine. 1929 gründeten Dr. Raupach, Chefredakteur des Heidelberger Tageblattes, und Jakob Spieß, „reitender Oberfeldhüter“ von Kirchheim den Reiterring Badische Pfalz. Damals waren bereits 8 Vereine aus dem Heidelberger Raum dabei und die Zahl der teilnehmenden Vereine wuchs schnell an, obwohl das Repertoire an Zubehör fürs Reiten begrenzt war und begründet auf die Knappheit des Geldes oft gebraucht angeschafft wurde.
Die Gedienten der Armee gaben ihr können an die Jugend weiter und trainierten ambitioniert an ihrem eigenen Können.
1930-1933
Am 28. März 1931 wurde auf Initiative von 3 Mitgliedern des Heimatvereins, Dr. Oswald Müller, Johann Stöhr und Leo Hönninger mit Dr. Raupach als „Geburtshelfer", der Reit- und Fahrverein Dossenheim gegründet. Zwölf Gründungsmitglieder begannen mit dem Aufbau,
welcher die Anlage eines Reitplatzes und das möglichst preiswerte Beschaffen der Ausrüstung für Pferd und Reiter beinhaltete. Der Reitplatz wurde in mühevoller Arbeit neben dem Sportplatz, wo er bis 1970 blieb, angelegt. Bereits 14 Tage nach der Gründung besuchten 80 Reiter aus Eppelheim, Wieblingen und Rohrbach den Dossenheimer Reitverein.
Am 16. Juli 1933 trat Dossenheim mit seinem ersten Turnier an die Öffentlichkeit.
Dieses beinhaltete einen Festzug aller teilnehmenden Reiter durch die Straßen, Jagdspringen, Trabrennen, Mannschaftsspringen, sowie Paarspringen und eine Jungreiterprüfung.
1933-1940
Im Zuge des Nationalsozialismus zeigte sich schon beim Heimturnier und in den folgenden Jahren zunehmend die „Gleichschaltung“. Der Vorsitzende wurde Führer genannt und die Vorstandschaft Führerbeirat.
Die Teilnahme an entsprechenden Veranstaltungen, wie Maifeiern, Propagandaritte, Volksfeste u. a. war obligatorisch. Reitstunden, sowie Weihnachtsfeiern und Knappenabende wurden trotzdem stringent weitergeführt.
Im Jahr 1936 wurden der Reitplatz vergrößert, ein Geräteschuppen gebaut und alles eingezäunt. Am 28.4.1937 erhielten einige Reiter des Dossenheimer Vereins, im Auftrag des Reichsinspektors für Reit- u. Fahrausbildung, nach einer Prüfung in der Universitätsreitbahn Heidelberg den Reiterschein. Hermann Scholl, Jakob Gutfleisch, Georg Apfel, Fritz Mühlbauer, Robert Mühlbauer und Albert Miltner, sowie der Jungreiter Karl Ruland wurden mit dieser Ehre ausgezeichnet.
In den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg war ein deutlicher Rückgang in der Mitgliederzahlen des Vereins erkennbar. Als der Krieg schließlich begann mussten die übriggebliebenen gemeldeten Reiter und Pferde ausrücken.
Viele kamen nie mehr zurück.
1945-1950
Die Zeit nach Kriegsende war überwiegend durch Trümmer, Not und das Warten auf die Heimkehr Kriegsgefangener geprägt. Im Vordergrund stand das eigene Dasein aufzubauen. So gab es in den ersten Jahren nach Kriegsende keinen Raum für reitsportliche Aktivitäten. Des weiteren musste die Besatzung die Wiedergründung des Reitervereins erst freigeben.
Am 30. Oktober 1948 trafen sich 22 Pferdefreunde, alte Kameraden aber auch junger Nachwuchs zur Wiedergründung des Vereins. Beim Sommertagesumzug 1949 war der Verein mit Gespannen und Reitern jedoch wieder gut vertreten.
Zwei Reitlehrer, Hans Bäuerlein und Robert Döringer, standen dem 1. Vorsitzenden Johannes Kraft zur Seite, um den Verein neu aufzubauen.
Am 2. und 3. Juli 1949 schaffte der Dossenheimer Reitverein mit seinem Turnier ein wahres Nachkriegsereignis. 150 Pferde aus 9 Vereinen, sowie die Polizeistaffel Mannheim bildeten die Basis dieses Turniers.
Der Dossenheimer Verein präsentierte sich hierbei mit 16 Plazierungen am erfolgreichsten.
1950-1958
In Dossenheim fand bereits 1950 das zweite Nachkriegsturnier statt.
Noch gab es ausreichend Pferde im Ort, wenn auch nur ländliche Arbeitspferde schweren Typs. Regelmäßige sonntägliche Reitstunden auf dem wieder hergerichteten Reitplatz, Ausritte in der schönen Jahreszeit ( Blütenritt, Mairitt, Pfingsten) sowie Kutschfahrten und im Winter Pferdeschlittenfahrten, sorgten für reiterliche Entwicklung und kameradschaftlichen Zusammenhalt.
Auch auf den Turnieren anderer Vereine zeigte sich der Dossenheimer Reitverein erfolgreich.
Besonders erwähnt sei hier das Turnier am 28. und 29. August 1953 in Heidelberg auf dem Neckarvorland, an dem 14 Vereine teilnahmen. Ergebnisse u.a.:
1. Preis Jungreiterspringen Franz Mühlbauer, 1. Preis Jagdspringen Karl Ruland, 1. Preis Dressurprüfung Klasse A Erika Anton, 3. Preis Franz Kraft, 3. Preis Dressurprüfung Kl. L Erika Anton , 4. Preis Jagdspringen Kl. M Karl Ruland.
Im Jahre 1953 begann Dossenheim mit seiner ersten Reitjagd um den Schwabenheimer Hof, welche großes Interesse unter den Reitern vieler Vereine weckte. Ab Mitte der 50er Jahre kam der Verein jedoch in schwere Zeiten. Begründet durch die Motorisierung der Landwirtschaft gingen mehr und mehr Mitglieder dem Verein verloren.
1959-1971
1959 begann man die alten Uniformen (gelber Rock mit blauem Kragen) gegen die, nun allgemein übliche, schwarze Jacke und weiße Hose auszuwechseln.
1970 kam es nach langen Diskussionen zur Erweiterung des Reitplatzes.
Mit viel Arbeit und Kosten wurde die heutige Reitanlage hergerichtet sowie ein Richter- und Gerätehaus erstellt. Dies alles konnte zum 40. Jubiläum am 17./18. Juli 1971 feierlich im Rahmen eines großen Turniers seiner Bestimmung übergeben werden.
Die Reitausbildung nahm wieder Aufschwung.
Da der Dossenheimer Verein noch immer keine Reithalle besaß, musste er über Winter seinen Standort wechseln. Die nassen und kalten Monate verbrachte der Verein zunächst als Gast in der Reithalle in Heidelberg, später ab 1964 als Gast in Handschuhsheim.
→ Dafür sei auch hier Dank gesagt.
1971-2006
Der neue Reitplatz, mehr Pferde und das Anwachsen der Mitglieder auf über 180 gaben dem Verein neuen Auftrieb. Die folgenden Jahre waren von der Arbeit an Reiter und Pferd, sowie von dem Ausbau und der Erweiterung der Reitanlage ausgefüllt. Die Früchte der reiterlichen Weiterbildung und die Tatsache, dass nun auch qualitativ gutes Pferdematerial angeschafft werden konnte, sorgten dafür, dass immer mehr Dossenheimer Reiter auf den Turnieren erfolgreich sein konnten.
1975 wurde ein verwildertes Gartengrundstück neben dem Reitplatz durch die Gemeinde erworben. Nach viel Planung und Arbeit stand schon im November 1975 die gewünschte Halle (20 mal 40m). Es folgte der Selbsteinbau einer Bande und die Errichtung eines Anbaus mit Toiletteneinrichtungen. Am 20. April 1980 wurde diese neue Errungenschaft feierlich eingeweiht. Dabei überbrachte der Reiterring das obligatorische Geschenk einer Hallenuhr.
Die ausgeweitete Reiterausbildung trug in den folgen Jahren ihre Früchte, was durch steigende Mitgliederzahlen sowie steigende Preise und Platzierungen auf Turnieren sichtbar wurde.
Das Dossenheimer Reitturnier musste wegen der großen Anzahl an Nennungen lange Jahre an zwei Standorten ausgetragen werden. Der Nachbarverein Handschuhsheim stellte daher jahrelang für die Dressurprüfungen seine Reitanlage zur Verfügung. Eine Unterstützung die es erst möglich gemacht hat ein ordentliches Turnier durchzuführen.
→ Wir sind diesbezüglich unserem Nachbarverein sehr dankbar.
Im Jahr 1997 kaufte die Gemeinde Dossenheim das Gelände zwischen dem Sportplatz und dem Süddeutschen Rundfunk Dieses konnte der Reiterverein nun für die Anlage von 2 Dressurplätzen nutzen.
Nachdem sowohl das Richterhaus am Springplatz als auch die Reithalle „in die Jahre gekommen waren“ wurde im Jahr 2002 von der Mitgliederversammlung die Erweiterung der Reithalle beschlossen. Geplant wurde ein Anbau in östliche Richtung, als Lagerplatz für die Hindernisse und sperrigen Gerätschaften, die man als Reiterverein und Turnierausrichter benötigt. Diese Maßnahme wurde 2005 realisiert.
Der Höhepunkt des Jahres 2003 war das 40-jährige Jubiläum des Reiterfanfarenzuges.
In den folgenden Jahren stiegen die Mitgliederzahlen immer weiter an und Turniere konnten von vielen Reitern erfolgreich absolviert werden.
2006 wurde das 75. Jubiläum groß und bunt, mit viel Freude gefeiert.